Du bist selbstständig oder Unternehmer und brauchst eine Business-Website? Dann lies diesen Artikel, damit du weißt, worauf du dich einlässt, wenn du eine Wordpress-Seite baust.
Meine erste Wordpress-Seite habe ich gebaut als ich 2013 in einem Berliner Startup als Praktikant eingestiegen bin. Meine Aufgabe war, für unser SaaS-Produkt eine Knowledge Base für unsere Kunden aufzubauen, damit sie darüber lernen können unser Produkt zu nutzen. Ich habe Texte geschrieben und Video-Animationen produziert, und beides dann auf unserer Wordpress-Seite veröffentlicht.
Der große Mehrwert von Wordpress bestand für uns darin, dass man ohne zu programmieren, und vielleicht sogar komplett ohne fremde Hilfe eine gute Website aufsetzen kann. Es gibt Unmengen von Plugins, die sämtliche nur erdenkliche Funktionen abdecken können, sodass man auch ein breites Spektrum an Möglichkeiten hat.
Alles in allem ist Wordpress also ein sehr mächtiges Tool! Aus unternehmerischer Perspektive kann es durchaus attraktiv und sinnvoll erscheinen, eine Wordpress-Seite zu bauen. Es gibt aber auch einige Gründe dagegen.
Vor einigen Jahren hatte ich mal einen Kunden, der eine Website von mir gebaut haben wollte, die er auch selbstständig, ohne zu programmieren, bearbeiten können wollte. Das ist ja der klassische Anwendungsfall für ein CMS, d.h. Content-Management-System, wie Wordpress.
Ich setzte Wordpress auf, baute eine Website mit diversen Seiten, erfüllte Kundenwünsche wie Logos von Referenzen, Team-Seite, Slider für Veröffentlichungen und einiges mehr. Alle diese Dinge erfordern Plugins.
Um Plugins zu verwenden, muss man häufig solche kleinen Code-Snippets mit eckigen Klammern in den Text einer Seite einbauen. Dann weiß das Plugin an welcher Stelle es sich selbst einfügen soll.
Wann immer mein Kunde seine Seite bearbeiten wollte, sie dann speicherte, wurde beim Speichern von Wordpress automatisch irgendwas verändert, sodass das Plugin nicht mehr korrekt funktionierte.
Mit anderen Worten: Bei der Verwendung des WYSIWYG (What you see is what you get) - Text-Editors im Interface von Wordpress, wurde beim Speichern durch den Nutzer jedes Mal die Seite zerschossen.
Für mich war das nichts ungewöhnliches, denn ich hatte es schon vorher erlebt bei der Knowledge Base. Letztlich zwang es mich dazu, dann doch jedes Mal den Code-Editor zu öffnen und dort wieder die benötigte Struktur im Code der Seite herzustellen - und den Kunden dann zu bitten, sich nicht mehr eigenständig an die Bearbeitung der Website zu wagen.
Aber genau das war ja der explizite Kundenwunsch gewesen.
Letztenendes haben mich diese Art von Problemen immer wieder Nerven und viel Zeit gekostet. Das ist Zeit, die deinem Business verloren geht - ohne, dass du wirklich einen Mehrwert davon mitnimmst.
Um Wordpress zu nutzen, muss es zunächst irgendwo installiert werden. Es gibt Anbieter, die genau diesen Aufwand für dich übernehmen gegen eine monatliche Gebühr. Das lohnt sich in aller Regel auch, da deren Kosten kaum höher sind als wenn du im Keller einen eigenen Server betreiben würdest. Hinzu kommt, dass dir unglaublich viel Aufwand abgenommen wird, der mit der Installation von Wordpress einhergeht.
Aber ganz frei von solchen Themen wirst du nicht werden! Denn du musst dich trotzdem mit der Installation und dem regelmäßigen Updaten von Wordpress und sämtlichen Plugins beschäftigen. Leider kann es passieren, dass du Jahre nach dem Bauen der Website - während du gedanklich in ganz andere Themen verwickelt bist - plötzlich feststellst, dass verschiedene Plugins nicht mehr miteinander kompatibel sind.
Updates von Wordpress und deinen Plugins durchzuführen läuft so ab:
Denn wer einen Server betreibt, muss damit rechnen, dass dieser Server kontinuierlich unter Beschuss steht. Eine veraltete Wordpress-Version könnte Sicherheitslücken beinhalten, die für Hacker auf die eine oder andere Weise nützlich sein könnten. Ums regelmäßige Updaten kommst du nicht herum - außer du verdrängst es einfach und hoffst aufs Beste. Aber wie du weiter unten lesen kannst, führt selbst diese Strategie manchmal zu unerwarteten Kosten durch deinen Hosting-Anbieter.
Simpel gesagt ist Wordpress ein Programm, welches in aller Regel auf genau einem Server installiert wird. Sobald jemand deine Website aufruft, wird Wordpress davon in Kenntnis gesetzt, und beginnt die gewünschte Seite zu konstruieren.
Wordpress baut also im Moment des Seiten-Aufrufs die HTML Struktur deiner Seite auf, und fügt CSS und JavaScript-Code hinzu. Im nächsten Schritt wird diese Seite dann vom Server an den Seiten-Aufrufer übers Internet versendet.
Dieser Prozess ist von Natur aus langsam. Und in der heutigen Zeit ist es zu langsam. Es gibt Lösungen, die komplett anders funktionieren und daher erheblich schneller sind.
Wenn dein Konkurrent eine schnellere Website hat, die ansonsten dieselben Inhalte bereitstellt, wird Google in den Suchergebnissen die Seite deines Konkurrenten weiter oben anzeigen - einfach deshalb, weil deine Seite langsamer ist. Denn Google hat zum Ziel die Nutzerfreundlichkeit der Suchmaschine zu verbessern. Gerade im Kontext von mobilen Endgeräten bevorzugt Google daher schnellere Seiten stark.
Schneller sind Seiten, die nicht erst im Moment des Aufrufs gebaut werden. Solche Seiten nennt man statische Webseiten. Schon wenn die Website erstellt oder bearbeitet wird, werden die Seiten fertiggebaut. Nun müssen sie nur noch gesendet werden, aber nicht mehr gebaut werden.
Eine Wordpress Seite ist erstens deshalb langsamer als eine statische Seite, da jede aufgerufene Seite zuerst gebaut werden muss.
Wenn man hingegen auf Wordpress verzichtet und eine statische Website baut, hat man einen zweiten entscheidenen Vorteil. Da die Seite ja schon fertig ist, und man daher kein Programm mehr ausführen muss, braucht man auch keinen Server, auf welchem Wordpress installiert sein müsste. Während Wordpress es erforderlich macht, dass die Website von genau einem geographischen Ausgangspunkt versendet wird, kann man diese Restriktion hinter sich lassen.
Stattdessen kann man ein Content-Delivery-Network damit beauftragen, die eigene Seite zu hosten. Es gibt einige CDNs, die weltweit verteilte Server-Standorte anbieten, d.h. wenn man seine Seite dort hostet, wird sie zugleich an mehreren Orten bereitgestellt. Dadurch, dass die geografische Entfernung zwischen Seiten-Aufrufer und Absender dadurch verringert werden kann, steigt die Geschwindigkeit, in welcher die Seite bereitgestellt werden kann.
Der zweite Grund warum eine statische Website schneller sein kann, liegt darin, dass sie näher am Endnutzer platziert werden kann.
Wenn du daran besonders interessiert bist, und tiefer in die Thematik einsteigen willst, lohnt es sich, einen Blick in das Buch “High Performance Browser Networking” zu werfen. Es ist hier frei verfügbar: https://hpbn.co. Darin erläutert Ilya Grigorik, Web Performance Engineer bei Google, warum die Latenzzeit der entscheidende Flaschenhals für Webseiten-Betreiber ist, während die Bandbreite der Internetverbindung eine untergeordnete Rolle spielt.
Genau diese Latenzzeit ist es, die sich nur verkürzen lässt, indem man die Entfernung und die Anzahl der Geräte zwischen Seiten-Aufrufer und Seiten-Anbieter verringert.
Wenn du wissen möchtest, wie schnell deine Seite lädt, oder vorhandene Seiten vergleichen willst, lohnt sich die Verwendung von PageSpeed Insights: https://developers.google.com/speed/pagespeed/insights/
Wenn du planst, dein Unternehmen zu erweitern oder zu wachsen, könnte WordPress möglicherweise nicht die beste Wahl sein. Es gibt Grenzen dafür, wie viele Besucher eine WordPress-Website verarbeiten kann. Zwar lässt sich diese Grenze manuell erweitern, indem du größere Server mietest, oder dann dazu übergehst, Cloud-Hosting zu nutzen. Allerdings steigen dann auch die Kosten entsprechend deiner Nutzerzahl deutlich an.
Diese Art von Anstieg gibt es bei der Verwendung eines CDNs nicht. Daher ist es für Unternehmen, die sich auf eine hohe Besucherzahl vorbereiten wollen, essentiell sich um die Skalierbarkeit Gedanken zu machen. Die Krux besteht darin, dass wenn du einmal auf Wordpress gesetzt hast, und Wochen, Monate oder Jahre der Entwicklungszeit in deine Website geflossen sind, dass du dann in aller Regel nicht alles über den Haufen werden möchtest und bei Null beginnen möchtest auf Basis einer anderen Architektur alles wieder neu aufzubauen. Daher sollte man sich von vornherein gut überlegen, welche Architektur die richtige ist.
Dies sind also die 5 Gründe, warum es sich für dein Business lohnen könnte, eine statische Website zu bauen anstelle einer Wordpress-Seite:
Es gibt inzwischen Bestrebungen auch via WordPress statische Seiten bauen zu können. Das Plugin WP2Static erlaubt es, Wordpress Seiten in statische Seiten umzuwandeln: https://wp2static.com/. Ob das aber eine gute Idee ist, oder nur der Versuch ein sinkendes Schiff zu retten, bleibt hier erstmal offen. Erfahrungsberichte sind mir herzlich willkommen!
Es ist außerdem auch möglich, Wordpress weiterhin als API-basiertes CMS für statische Websiten zu nutzen. Im Gegensatz zu API-basierten CMS sind Git-basierte CMS allerdings oft simpler und performanter. Je nach Konfiguration kann es nämlich sein, dass die Daten vom API-basierten CMS während des Ladens der Seite nachträglich nachgeladen werden müssen und die Website dadurch wieder langsam lädt.
Wordpress wird sicherlich noch eine Weile bestehen bleiben als eine Lösung dafür, sehr einfach und flexibel, ohne Programmierkenntnisse und monatliche Lizenzgebühren, Websites zu bauen. Dazu trägt die enorme Anzahl von Plugins bei und die Tatsache, dass es in der Welt der statischen JAMStack-Seiten noch keine so einfache Baukasten-Alternative gibt.